Blog

Antikes Theater entdeckt

Im berühmten Apollonheiligtum von Didyma (Westtürkei) stießen deutsche Archäologen überraschend auf ein Theater aus der römischen Kaiserzeit

Bei den Ausgrabungen der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften und Künste und des Deutschen Archäologischen Instituts (DAI) in Didyma (Westtürkei) wurden im August 2011 völlig unerwartet die Reste eines antiken Theaters gefunden. Schon im Sommer 2010 hatten die Grabungen eine große gerundete Mauer mit einem Treppenzugang zutage gefördert, welche damals noch als Terrassenmauer gedeutet wurde. Dieses Jahr wurden nun gerundete Sitzstufen in situ gefunden, die ohne Zweifel zu einem Theater gehören, und dessen Existenz sicher belegen.

Interessant ist dieser Fund in verschiedener Hinsicht: Theater gab es zwar in vielen antiken Städten; aber Didyma war keine Stadt, sondern ein außerstädtisches Heiligtum, das zu dem 17 km entfernten Milet gehörte, das selbst ein großes Theater besaß.
Obwohl Theater in der Regel nicht zur Ausstattung eines Heiligtumes gehörten, hatte man im Fall von Didyma schon früh den Verdacht, dass es ein solches gegeben haben könnte. Denn den antiken Inschriften zufolge fanden im Heiligtum regelmäßig Wettkämpfe zu Ehren Apollons statt, die auch Gesangs- und Redewettbewerbe umfassten. Da aber im Verlauf der Grabungen nur ein Stadion für die sportlichen Wettkämpfe zutage trat, vermutete man, die musischen Agone (griech. „Wettstreit“) wären im Theater von Milet abgehalten worden. Seit den diesjährigen Ausgrabungen ist jedoch klar, dass die Gesangs- und Redewettbewerbe für Apollon doch in seinem Heiligtum in Didyma stattfanden.

Mit dem Fund des Theaters in Didyma kann womöglich ein weiteres, langjähriges Rätsel gelöst werden. Bei den ersten deutschen Ausgrabungen Anfang des 20. Jhs. wurden Bauteile eines sogenannten Tabernakelbaues gefunden, der für die Fassaden von Nymphäen und Toranlagen, aber auch für die von Bühnengebäuden typisch war. Im Apollonheiligtum von Didyma existierte jedoch bislang kein Fundament, mit dem man diese Teile hätten verbinden können. Da nun die Existenz eines Theaters erwiesen ist, gilt es zu überprüfen, ob die Tabernakelfassade zum Bühnenhaus gehört hat; dessen Unterbau im kommenden Jahr ausgegraben werden soll. Wenn sich die vermutete Verbindung mit der Tabernakelfassade bestätigt, hätte man auch eine sichere Datierung gewonnen, da diese neben Apollon u. a. dem römischen Kaiser Hadrian (117-138 n. Chr.) geweiht ist. So ließe sich diese Phase des Theaters in die Blütezeit des Römischen Reiches einordnen.

Der Fund des Theaters von Didyma ist ferner deshalb bedeutend, weil wir vom Apollonheiligtum bisher fast ausschließlich seinen riesigen Marmortempel (60 m x 120 m im Grundriss messend) kennen, der zu den größten und am besten erhaltenen Tempeln der Antike gehört. Da am Ort des antiken Didyma im 18. Jh. eine neue Siedlung entstand, waren den Ausgrabungen von Beginn an enge Grenzen gesetzt. Um den Tempel freizulegen, wurde zwar ein Teil der modernen Bebauung abgetragen, doch die Häuser im unmittelbar angrenzenden Areal bestanden weiter, sodass das Zentrum des Heiligtums nicht weiter freigelegt werden konnte. Dementsprechend konzentrierten sich die Grabungen seit den siebziger Jahren des 20. Jhs. dann auch auf das Gebiet im Norden des Tempels, wo man z. B. den Endabschnitt der gepflasterten Heiligen Straße, Hallen mit Läden und eine römische Therme freilegte. Weitere, insbesondere aus den Inschriften bekannte Großbauten konnten dabei jedoch nicht lokalisiert werden.
Erst in den letzten Jahren hat sich die Ausgangsposition für die archäologische Erschließung der berühmten Orakelstätte grundlegend geändert, da mittlerweile viele Wohnhäuser des 18. und 19. Jhs. verlassen und eingestürzt sind. Damit ergeben sich rund um den Apollontempel ganz neue Grabungsmöglichkeiten, und durch die Auffindung des Theaters wird nun eindrucksvoll deutlich, dass in Didyma in den nächsten Jahren mit der Entdeckung weiterer Großbauten zu rechnen ist.

Der Grabungsleiter von Didyma ist Prof. Dr. Andreas Furtwängler (Universität Halle). Das an der Universität Bonn angesiedelte Projekt „Kulte im Kult“ der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften und Künste wird von Prof. Dr. Helga Bumke (Universität Bochum) geleitet und gemeinsam mit Dr. Jan Breder, Dr. Ivonne Kaiser und Dr. Ulf Weber durchgeführt.

Weitere Informationen hierzu :

http://www.dainst.org/de/pressrelease/antikes-theater-entdeckt?ft=all
http://www.ai.uni-bonn.de/lehre-und-forschung/projekt-kulte-im-kult-1

 

Quelle:

Nicole Kehrer M.A.
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

Deutsches Archäologisches Institut

.hist2011 – Geschichte im digitalen Wandel

Der Einsatz digitaler Medien ist heute fester Bestandteil von Forschung und Lehre in der Geschichtswissenschaft. Weiterhin offen ist die Frage, welche Konsequenzen daraus für die Wissenschaft entstehen. Wie verändern das Internet und EDV-gestützte Arbeitsmethoden die historische Forschung? Welche Perspektiven bieten digitale Medien in den Geschichtswissenschaften für die weitere Entwicklung von Forschung und Lehre? Wie haben sich die Grenzen zwischen Fachwissenschaft und Öffentlichkeit bei der Veröffentlichung und Wahrnehmung von Quellen und Publikationen verschoben? In vielen interdisziplinären Projekten stellen sich Wissenschaftler diesen Fragen und beobachten dabei Veränderungen quantitativer und qualitativer Art: Zahlreiche internetgestützte Informations- und Kommunikationsangebote haben das Experimentalstadium verlassen und sich im Netz des Web 2.0 etabliert, beispielsweise als kollaborative Arbeitsplattformen oder in sozialen Netzwerken. Vor allem Nachwuchswissenschaftler greifen auf Internetangebote wie Facebook, Twitter, Wikipedia und Co. zurück und eignen sich deren mediale Informations- und Kommunikationsstrukturen für Forschung und Lehre an. Mit welchen intendierten Zielen, Auswirkungen und Perspektiven ist dabei allerdings noch offen und bietet Raum für Diskussionen.

Das 15-jährige Jubiläum von H-Soz-u-Kult, dem Fach- und Kommunikationsforum für die Geschichtswissenschaften, und das einjährige Bestehen von L.I.S.A. – Das Wissenschaftsportal der Gerda Henkel Stiftung, sind der Anlass, die Veränderungen von Forschungspraktiken in den Geschichtswissenschaften vor dem Hintergrund des digitalen Wandels zu reflektieren und zu diskutieren. Im Mittelpunkt steht dabei der Wandel von Arbeitspraktiken und Methoden. Zugleich wird eine Werksschau aktuellen Projektentwicklungen den Raum zur Präsentation geben.

Termin: 14. und 15. September 2011
Ort: Senatsaal, Hauptgebäude der Humboldt-Universität zu
Berlin, Unter den Linden 6, 10117 Berlin
Veranstalter: Clio-online – Historisches Fachinformationssystem e.V.,
Gerda Henkel Stiftung, Düsseldorf

Hier geht es zur Seite der Tagung

 

Quelle:

Dr. Sybille Wüstemann
Geschäftsstelle

Gerda Henkel Stiftung

Die älteste, menschliche Hand

Der 2008 entdeckte Australopithecus sediba könnte der direkte Vorfahre der Gattung Homo sein. Zu diesem Schluss kommt ein Forscherteam der University of the Witwatersrand mit Beteiligung des Anthropologen Peter Schmid von der Universität Zürich. Die Forschenden beschreiben in fünf Publikationen in «Science», weshalb ihr Fund eher als Vorfahre in Frage kommt als frühere Entdeckungen wie der Homo habilis.

Die fossilen Knochen des Vormenschen, der nördlich von Johannesburg in Malapa ausgegraben wurden, sind 1,98 Millionen Jahre alt. Dies ergaben die neuesten Untersuchungen der beiden Skelette MH-1 und MH-2, die von einem etwa 10-13jährigen Knaben und einer etwa 30jährigen Frau stammen.

Wie sich herausstellte, vereint Australopithecus sediba verschiedene Merkmale, die bei einem frühen Vorfahren des Menschen so noch nicht gesehen wurden. So zeigen die Fossilien ein überraschend modernes, aber kleines Gehirn, eine sehr modern entwickelte Hand mit langen Daumen wie beim Menschen, ein sehr menschenähnliches Becken, aber eine Fuss- und Fersenform, die sowohl affen- als auch menschenartig ist. Prof. Lee Berger, University of the Witwatersrand, ist aufgrund der Funde der Ansicht, dass Australopithecus sediba der beste Kandidat als direkter Vorfahre der Gattung Homo ist.

Mehr hierzu auf der Seite der Universität Zürich

 

Quelle:

Beat Müller
Kommunikation

Universität Zürich

Entdeckung im Hessischen Ried: Bereits zu Claudius und Neros Zeiten erstes Römer-Kastell

Ausgrabungen von Frankfurter Archäologen in der Nähe von Wallerstädten (Groß-Gerau) haben neue und überraschende Erkenntnisse zur römischen Besiedlung des nördlichen Hessischen Rieds erbracht. Das Fundmaterial lässt darauf schließen, dass das hier vermutete römische Truppenlager von den 40er-Jahren bis in die 70er-Jahre des 1. Jahrhunderts nach Christus existiert hat und damit älter ist als das bekannte Römerkastell im nahegelegenen Groß-Gerau.

„Die Entdeckung und Erforschung des römischen Lagers bedeutet für die Besiedlungsgeschichte des Rieds einen völlig neuen Impuls. Bislang ging die Forschung davon aus, dass die strategisch wichtige Gegend südlich der Mainmündung – als Vorfeld der Metropole Mogontiacum, Mainz, – erst unter dem Kaiser Vespasian (69-79) dem Imperium Romanum einverleibt worden sei. Nun wissen wir, dass Groß-Gerau nicht das erste Zentrum der mediterranen Großmacht im Ried war“, erläutert Prof. Hans-Markus von Kaenel von der Goethe-Universität während eines Mediengesprächs in Wallerstädten…

Mehr hierzu auf der Seite der Uni Frankfurt

 

Quelle:

Ulrike Jaspers
Marketing und Kommunikation

Goethe-Universität Frankfurt am Main