Ältestes Textzeugnis schiitischer Ismailiten

Das vermutlich älteste Textzeugnis der schiitischen Ismailiten liegt in der Universitätsbibliothek Leipzig. Die ungewöhnliche Geschichte dieser Handschrift wird am 12. Januar 2016 um 19 Uhr in der Bibliotheca Albertina vorgestellt von Prof. Verena Klemm und Cornelius Berthold vom Orientalischen Institut der Universität sowie von Dr. Bernd Kromer vom Curt-Engelhorn-Zentrum Archäometrie in Mannheim, in dem die wertvolle Handschrift untersucht wurde.

Das „Buch des Schmucks“ (Kitāb az-Zīna) ist eine arabische Religionsenzyklopädie aus dem frühen 10. Jahrhundert. Sie wurde im Nordiran von Abū Ḥātim ar-Rāzī verfasst, der zu den Missionaren der Ismailiten zählte. Diese schiitische Splittergruppe versuchte damals – meist aus dem Untergrund heraus – das ihrer Meinung nach unrechtmäßige Kalifat in Bagdad zu stürzen. Das Kitāb az-Zīna ist dem Anschein nach unparteiisch, wirbt aber auch für die ismailitische Religionsauffassung.

Fragmente der Enzyklopädie sind in einer mehrteiligen Handschrift der Universitätsbibliothek Leipzig enthalten, die in den vergangenen Jahren im Rahmen eines Projektes der Deutschen Forschungsgemeinschaft intensiv erforscht wurde. Vor ihrer Restaurierung im Jahre 2006 war der fragmentarische Charakter der Handschrift noch deutlich zu sehen: Fehlende Buchdeckel, verschiedene Schreiberhände am Anfang, Ende und im Hauptteil sowie zahlreiche lose Blätter. Dies alles deutet auf eine ungewöhnliche Geschichte hin, in die in den vergangenen Jahren Licht gebracht werden konnte. 2015 wurde die Handschrift einer Radiokarbondatierung am Curt-Engelhorn-Zentrum Archäometrie unterzogen. Das Ergebnis dieser sogenannten C14-Analyse legt eine Entstehung im frühen 11. Jahrhundert nahe. Demnach wäre sie nur ein Jahrhundert nach dem Tod des Autors abgeschrieben worden. Das macht das Leipziger Fragment zur ältesten bekannten ismailitischen Handschrift überhaupt.

 

Quelle:
Susann Huster
Pressestelle
Universität Leipzig

Kunst oder Fälschung?

Professionelle Kunstfälschungen sind selbst von Fachleuten nur schwer von den Originalen zu unterscheiden. Wie Fälschungen durch archäometrische Methoden – also naturwissenschaftliche Methoden, die zur Klärung archäologischer und teilweise auch historischer Fragestellungen angewendet werden – schlussendlich doch nachgewiesen werden können, ist Thema eines öffentlichen Abendvortrags am 25. März um 19:00 Uhr im Hörsaalgebäude des Fachbereichs Chemie der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Professor Dr. Robert Fuchs, Leiter des Instituts für Konservierungs- und Restaurierungswissenschaft an der Fachhochschule Köln, hält den Vortrag mit dem Titel „Von falscher Kunst und kunstvoller Fälschung – Den Kunstfälschern auf der Spur“ im Rahmen der Jahrestagung „Archäometrie und Denkmalpflege 2015“ vom 25. bis zum 28. März in Mainz.

Die Jahrestagung wird ausgerichtet von der Johannes Gutenberg-Universität, dem Römisch-Germanischen Zentralmuseum und dem Institut für Steinkonservierung e.V. Die Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh) ist im wissenschaftlichen Komitee durch Vorstandsmitglieder des Arbeitskreises Archäometrie vertreten. Neben dem Abendvortrag bietet die Tagung weitere 38 Vorträge und 51 Posterbeiträge an, die thematisch in die Bereiche Allgemeines/ Methode/Historie, organisches Material/Bio-Material, Glas, Keramik, Stein/Edelstein, Konservierung/Restaurierung, Metall sowie Mal-material/Maltechnik untergliedert sind.

Auf der deutschlandweit einzigartigen Veranstaltung treffen sich Naturwissenschaftler mit Vertretern der Nachbardisziplinen wie Archäologie, Kunstgeschichte, Restaurierung und Bauforschung. In Mainz wollen sie die einzige Bestandsaufnahme im nationalen Rahmen mit naturwissenschaftlichem Schwerpunkt zu den Forschungsgebieten Archäometrie und Erhaltung von Kunst- und Kulturgut durchführen.

Weiterführende Informationen finden sich unter www.ak-archaeometrie.de.

Quelle:
Dr. Renate Hoer
Abteilung Öffentlichkeitsarbeit
Gesellschaft Deutscher Chemiker

Naturwissenschaft trifft auf Archäologie

Vom 28. bis 31. März findet die Jahrestagung „Archäometrie und Denkmalpflege 2012“ an der Universität Tübingen statt.

Vom 28. bis 31. März findet an der Universität Tübingen die gemeinsame Jahrestagung des „Arbeitskreises Archäometrie und Denkmalpflege“ der Deutschen Mineralogischen Gesellschaft, des „Arbeitskreises Archäometrie“ der Fachgruppe Analytische Chemie in der Gesellschaft Deutscher Chemiker und der Gesellschaft für Naturwissenschaftliche Archäologie – ARCHAEOMETRIE statt. Der Verbund hat das Ziel, naturwissenschaftliche Fachkompetenz im Bereich Kulturwissenschaften zu etablieren.

Auf den Jahrestagungen werden aktuelle Ergebnisse analytischer Untersuchungen zur Lösung kulturhistorischer Fragestellungen vorgestellt. Ob archäologische Objekte aus Keramik, Glas, Stein; organischen Materialien wie Zähnen oder Elfenbein; Münzen und Waffen; oder die Reste von Fertigungsstätten: neue Entwicklungen in der Analytik erweitern die Möglichkeiten substanzschonender Untersuchungen. Auch Kulturgüterschutz und Denkmalpflege profitieren, denn Natursteinbauwerke, Glasfenster, bemalte Skulpturen und Wandmalereien können nur gerettet werden, wenn ihre chemischen und mineralogischen Zusammensetzungen sowie zerstörende Mechanismen bekannt sind und bei konservatorischen Arbeiten berücksichtigt werden können.

Bei der diesjährigen Tagung spricht Juniorprofessor Dr. Johannes Krause vom Institut für Ur- und Frühgeschichte und Archäologie des Mittelalters an der Universität Tübingen über „Das Genom des Schwarzen Tods: Genetische Untersuchung des mittelalterlichen Pesterregers“. Der Vortrag am Mittwoch, 28. März, (19:30 Uhr im Audimax, Neue Aula, Geschwister-Scholl-Platz) ist öffentlich.

Tagungsthemen sind unter anderem analytische Untersuchungen an glasierter Baukeramik in Zentralasien, die physikalisch-chemische Untersuchung von Wasserzeichen oder ein Echtheitstest für Bronze, der am Tübinger Institut für Ur- und Frühgeschichte und Archäologie des Mittelalters entwickelt wurde. „Mit dieser Methode konnte beispielsweise die Echtheit der „Himmelsscheibe von Nebra“ nachgewiesen werden“, sagt Professor Ernst Pernicka, der lokale Organisator der Tagung.

An der Universität Tübingen wird seit einigen Jahren die Naturwissenschaftliche Archäologie im Bereich Forschung und Lehre konsequent aufgebaut. Diesen Aktivitäten liegt eine Verbundforschung zugrunde, die mit multidiziplinären Methoden der Naturwissenschaften interdisziplinäre Fragestellungen aus dem Bereich der Archäologie beantwortet, und die unter dem Begriff Umweltarchäologie zusammengefasst werden kann. Um diesen Forschungsschwerpunkt zu stärken, wurden Stellen für Professoren und Wissenschaftler/innen in Tübingen geschaffen und 2007 das interfakultäre Zentrum für Naturwissenschaftliche Archäologie (ZNA) gegründet. Durch eine Langzeitkooperation mit dem Curt-Engelhorn-Zentrum Archäometrie in Mannheim und mit einem Langzeitprojekt der Heidelberger Akademie der Wissenschaften im Bereich menschliche Evolution erfolgten weitere Schritte, um einen bundesweiten Spitzenplatz auf dem Gebiet der Naturwissenschaftlichen Archäologie zu erlangen.

Seit Herbst 2008 bietet Tübingen erstmalig in Deutschland den Masterstudiengang Naturwissenschaftliche Archäologie an. Nachwuchswissenschaftler der fünf Säulen des Zentrums (Archäobotanik, Archäometrie, Archäozoologie, Geoarchäologie, Paläoanthropoloige) können hier alle Phasen der Ausbildung bis zur Promotion absolvieren. Das Promotionsstudium ist wiederum in die sich im Aufbau befindliche Tübinger Graduiertenakademie integriert und wird durch zwei Promotionsverbünde von der Universität unterstützt.

Quelle:
Michael Seifert
Hochschulkommunikation
Eberhard Karls Universität Tübingen