Antike Identitäten und moderne Identifikationen

Der Begriff der Identität in der Altertumsforschung steht im Mittelpunkt einer internationalen Tagung des Exzellenzclusters Topoi am 18. und 19. Juni im Jacob-und-Wilhelm-Grimm-Zentrum der Humboldt-Universität zu Berlin in Berlin-Mitte. Welche Spuren finden wir von vergangenen Kulturen und wie stehen wir heute zu historischen Akteuren in Beziehung? Die Antworten auf solche Fragen, die meist Aussagen wie „die Griechen“, „die Germanen“, „die Eliten“, „Jäger“ oder „Sammlerinnen“ enthalten, interessieren nicht nur die Altertumswissenschaften. Die Tagung ist öffentlich, der Eintritt frei.

Bis heute werden solche Zuschreibungen zur Legitimation von Machtansprüchen und zu Ein- und Ausgrenzungen in Politik und Gesellschaft, sowie auch im Privatleben verwendet. Doch lässt sich der moderne Begriff der Identität überhaupt auf das Altertum übertragen? Und wie gehen wir mit aktuellen Identitätspolitiken um, die sich auf die Vergangenheit beziehen? Expertinnen und Experten aus verschiedenen Disziplinen – etwa der Archäologie, Geschichte, Ethnologie und Geographie – diskutieren anhand konkreter Beispiele über Identitätspraktiken der Antike und der Moderne mit Bezug auf die Altertumswissenschaften.

In den Altertumswissenschaften ist der Begriff Identität relativ neu. Erst seit den 1990er Jahren wurde er in Deutschland für die Erforschung der Alten Welt erschlossen und scheint derzeit mehr und mehr zu einem Schlüsselbegriff zu werden. Statt jedoch in der Moderne entwickelte Konzepte auf die Vergangenheit zu übertragen, soll bei der Tagung diskutiert werden, wie der Begriff für die Erforschung eines weiter zurückliegenden Zeitraums der Menschheitsgeschichte verwendet werden kann. Dabei spielt auch die Quellenlage eine zentrale Rolle – für einige Kulturen sind bereits Texte überliefert, für andere nur Objekte. Ferner geht es darum, wie moderne Identitätsdiskussionen die Forschung geprägt haben und immer noch beeinflussen sowie welche Identitätsangebote die Altertumswissenschaften wiederum der Öffentlichkeit unterbreiten.

Das Thema der von Dr. Kerstin Hofmann, Nachwuchsgruppenleiterin am Exzellenzcluster Topoi und am Institut für Prähistorische Archäologie der Freien Universität, organisierten Tagung wird in vier Themenbereichen erschlossen: Identitäten: Theorien – Konzepte – Zugänge, Identität und Wissen, Identität und Raum sowie Identität und Repräsentation.

Identität zählt zu den Schlüsselbegriffen des Exzellenzclusters Topoi und wird in einer übergreifenden Arbeitsgruppe untersucht. Der Exzellenzcluster Topoi ist ein Forschungsverbund von Freier Universität Berlin und Humboldt-Universität zu Berlin in Kooperation mit der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, dem Deutschen Archäologischen Institut und dem Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte.

 

Weitere Infos zu der Tagung gibt es hier. 

Quelle:

Dr. Nina Diezemann
Stabsstelle für Presse und Kommunikation
Freie Universität Berlin

Europäische Museen im Ersten Weltkrieg

Internationale Tagung „Mars & Museum. Europäische Museen im Ersten Weltkrieg“ vom 18. bis 22. September 2014

Es ist weitgehend in Vergessenheit geraten, dass nicht nur der Zweite, sondern auch der Erste Weltkrieg ein bedeutender Einschnitt in der Geschichte der europäischen Museen war. Der Louvre wurde 1914 von Paris nach Toulouse und Blois fast komplett evakuiert. Die Eremitage in St. Petersburg verwandelte sich für Jahre in ein Kriegslazarett und ihre Sammlungen wurden nach Moskau verlagert. In Berlin gefährdete der Krieg u.a. die großartige Münzsammlung im Kaiser-Friedrich-Museum (heute Bode-Museum), die von der Reichsbank als Garantie für Gold in Anspruch genommen wurde. Das British Museum verlor elf seiner Kustoden. In den Operations- und Besatzungsgebieten im Westen und Osten war der Museumsbetrieb aufgrund von Zerstörungen und der Evakuierung vieler Sammlungen jahrelang unterbrochen oder gestört; während und besonders nach dem Krieg blieben Neuerwerbungen erschwert. In vielen Institutionen eröffneten sich in der unmittelbaren Nachkriegszeit aber auch ungeahnte Möglichkeiten für die Umsetzung von Reformen, Neuordnungen und Umbauten.

Mit der Geschichte der europäischen Museen im und nach dem Ersten Weltkrieg beschäftigt sich eine Tagung, die vom Fachgebiet Kunstgeschichte der TU Berlin, dem Zentralarchiv der Staatlichen Museen zu Berlin und dem Centre Marc Bloch veranstaltet wird.

Ziel ist es, das Schicksal von Museumsbauten, von Sammlungen sowie des Museumspersonals im Ersten Weltkrieg erstmalig vergleichend und transnational zu beleuchten. Die strukturellen Gemeinsamkeiten der unterschiedlichen Museumsgeschichten im Krieg sollen ebenso beleuchtet werden wie auch nationale Spezifizitäten. So soll die Tagung die sich zunehmend internationalisierende Museumsforschung nicht nur widerspiegeln, sondern durch Identifizierung von Forschungslücken und Desiderata auch entscheidend vorantreiben.

Der Eintritt ist frei. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Die Anzahl der Plätze ist begrenzt. Tagungssprachen sind Deutsch, Englisch und Französisch.

Weitere Infos zum Programm der Tagung „Mars & Museum. Europäische Museen im Ersten Weltkrieg“ gibt es hier.

Quelle:
Stefanie Terp
Stabsstelle Presse, Öffentlichkeitsarbeit und Alumni
Technische Universität Berlin

 

 

Naturwissenschaft trifft auf Archäologie

Vom 28. bis 31. März findet die Jahrestagung „Archäometrie und Denkmalpflege 2012“ an der Universität Tübingen statt.

Vom 28. bis 31. März findet an der Universität Tübingen die gemeinsame Jahrestagung des „Arbeitskreises Archäometrie und Denkmalpflege“ der Deutschen Mineralogischen Gesellschaft, des „Arbeitskreises Archäometrie“ der Fachgruppe Analytische Chemie in der Gesellschaft Deutscher Chemiker und der Gesellschaft für Naturwissenschaftliche Archäologie – ARCHAEOMETRIE statt. Der Verbund hat das Ziel, naturwissenschaftliche Fachkompetenz im Bereich Kulturwissenschaften zu etablieren.

Auf den Jahrestagungen werden aktuelle Ergebnisse analytischer Untersuchungen zur Lösung kulturhistorischer Fragestellungen vorgestellt. Ob archäologische Objekte aus Keramik, Glas, Stein; organischen Materialien wie Zähnen oder Elfenbein; Münzen und Waffen; oder die Reste von Fertigungsstätten: neue Entwicklungen in der Analytik erweitern die Möglichkeiten substanzschonender Untersuchungen. Auch Kulturgüterschutz und Denkmalpflege profitieren, denn Natursteinbauwerke, Glasfenster, bemalte Skulpturen und Wandmalereien können nur gerettet werden, wenn ihre chemischen und mineralogischen Zusammensetzungen sowie zerstörende Mechanismen bekannt sind und bei konservatorischen Arbeiten berücksichtigt werden können.

Bei der diesjährigen Tagung spricht Juniorprofessor Dr. Johannes Krause vom Institut für Ur- und Frühgeschichte und Archäologie des Mittelalters an der Universität Tübingen über „Das Genom des Schwarzen Tods: Genetische Untersuchung des mittelalterlichen Pesterregers“. Der Vortrag am Mittwoch, 28. März, (19:30 Uhr im Audimax, Neue Aula, Geschwister-Scholl-Platz) ist öffentlich.

Tagungsthemen sind unter anderem analytische Untersuchungen an glasierter Baukeramik in Zentralasien, die physikalisch-chemische Untersuchung von Wasserzeichen oder ein Echtheitstest für Bronze, der am Tübinger Institut für Ur- und Frühgeschichte und Archäologie des Mittelalters entwickelt wurde. „Mit dieser Methode konnte beispielsweise die Echtheit der „Himmelsscheibe von Nebra“ nachgewiesen werden“, sagt Professor Ernst Pernicka, der lokale Organisator der Tagung.

An der Universität Tübingen wird seit einigen Jahren die Naturwissenschaftliche Archäologie im Bereich Forschung und Lehre konsequent aufgebaut. Diesen Aktivitäten liegt eine Verbundforschung zugrunde, die mit multidiziplinären Methoden der Naturwissenschaften interdisziplinäre Fragestellungen aus dem Bereich der Archäologie beantwortet, und die unter dem Begriff Umweltarchäologie zusammengefasst werden kann. Um diesen Forschungsschwerpunkt zu stärken, wurden Stellen für Professoren und Wissenschaftler/innen in Tübingen geschaffen und 2007 das interfakultäre Zentrum für Naturwissenschaftliche Archäologie (ZNA) gegründet. Durch eine Langzeitkooperation mit dem Curt-Engelhorn-Zentrum Archäometrie in Mannheim und mit einem Langzeitprojekt der Heidelberger Akademie der Wissenschaften im Bereich menschliche Evolution erfolgten weitere Schritte, um einen bundesweiten Spitzenplatz auf dem Gebiet der Naturwissenschaftlichen Archäologie zu erlangen.

Seit Herbst 2008 bietet Tübingen erstmalig in Deutschland den Masterstudiengang Naturwissenschaftliche Archäologie an. Nachwuchswissenschaftler der fünf Säulen des Zentrums (Archäobotanik, Archäometrie, Archäozoologie, Geoarchäologie, Paläoanthropoloige) können hier alle Phasen der Ausbildung bis zur Promotion absolvieren. Das Promotionsstudium ist wiederum in die sich im Aufbau befindliche Tübinger Graduiertenakademie integriert und wird durch zwei Promotionsverbünde von der Universität unterstützt.

Quelle:
Michael Seifert
Hochschulkommunikation
Eberhard Karls Universität Tübingen