DAI: Gemeinsame Forschungen zu Kaiserpalästen in Peking und Rom

Das Deutsche Archäologische Institut und das Palastmuseum Peking wollen in den nächsten Jahren eine enge Kooperation im Bereich der Palastforschung aufbauen.

Ziel der angestrebten Kooperation ist es am Beispiel der Verbotenen Stadt in Peking und dem römischen Kaiserpalast in Rom sowohl bei der archäologischen Untersuchung als auch der Erhaltung und Präsentation historischer Palastanlagen enger zusammen zu arbeiten. Hierbei soll die Expertise beider Vertragspartner besonders im Bereich der archäologischen Bauforschung für eine vergleichende Studie zu kaiserlicher Baukunst in China und Europa eingesetzt werden. Geplant sind gemeinsame Workshops, Publikationen und Ausstellungen.

Das Palastmuseum erforscht seit den 1950er Jahren intensiv die Baukunst und bauliche Entwicklung der Palastanlagen der chinesischen Kaiser der Ming und Qing Dynastie (15.-19. Jh.). Im Juni 2013 hat es ein eigenständiges archäologisches Institut gegründet, das Ausgrabungen im Palastbereich durchführt.

Am Architekturreferat wird seit vielen Jahren im Rahmen des Forschungsschwerpunktes Semantik der Architektur der Herrschaft die Entwicklung des Kaiserpalastes der römischen Kaiser auf dem Palatin in Rom erforscht. Beide Vertragsunterzeichner betonten die wichtige Rolle der Erforschung von historischer Architektur für ein besseres Verständnis der Entwicklung von Palastanlagen im Rahmen sich wandelnder Herrschaftsverhältnisse. Diese bildet auch eine unverzichtbare Grundlage sowohl für den verantwortungsvollen Schutz und die Restaurierung als auch der Präsentation der historisch bedeutsamen Anlagen, die beide zum Weltkulturerbe gehören.

Während ihres Aufenthaltes im Palastmuseum Peking haben Ulrike Wulf-Rheidt und Dietmar Kurapkat mehrere Grabungen und Restaurierungsarbeiten mit den chinesischen Kollegen besichtigt und über potentielle gemeinsame Projekte für die folgenden Jahre diskutiert. In einem Workshop wurden die durch die chinesischen Kollegen erzielten Grabungsergebnisse in unterschiedlichen Palastbereichen der verbotenen Stadt sowie die Forschungsergebnisse zu den Palastanlagen in Rom, Italien und Resafa, Syrien vorgestellt.

Weitere Infos zu der Kooperation zwischen dem DAI und dem Palastmuseum Peking gibt es hier.

Quelle:
Nicole Kehrer M.A.
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsches Archäologisches Institut

HYPOGEA 2015 in Rom

Mitte März 2015 fand in Rom die „HYPOGEA 2015“ statt. Aus allen Teilen Europas waren Vereine wie auch Privatpersonen angereist, um an diesem Kongress teilzunehmen. Was sie miteinander gemein haben: Sie interessieren sich mit großer Leidenschaft für Räume im Untergrund. Beim diesjährigen Kongress legten die Veranstalter den Schwerpunkt auf Höhlenforschung und Unterwasser-Archäologie.

Bunker, Verkehrstunnel, Katakomben und Zisternen – die Unterwelten Europas sind vielseitig. Während unzählige Denkmäler auf der Oberfläche den Wandel der Zeit nicht überdauern konnten, haben sich im Boden Spuren der Vergangenheit auf einzigartige Weise erhalten. Unter unseren Füßen existieren Orte, die nahezu ungefilterte Einblicke in die Geschichte erlauben.

Während der Recherchen zu meinem Buch „Unter dem Asphalt“ gab es eigentlich keine Stadt, in der ich nicht Menschen kennengelernt hätte, die sich mit großer Leidenschaft für „ihre“ Unterwelten engagieren. Sie haben es sich zur Aufgabe gemacht, diese verborgenen Bauwerke zu untersuchen, zu erhalten und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Damit leisten sie einen wichtigen kulturellen Beitrag zum Verständnis der Geschichte Europas. Ich freute mich darauf, auch auf dem Kongress in Rom wieder viele neue Experten der Unterwelt kennenzulernen, von ihren Projekten zu erfahren – und von ihrer Begeisterung angesteckt zu werden.

Auf der Hypogea 2015 in Rom (Foto: Leoni Hellmayr)
Auf der Hypogea 2015 in Rom (Foto: Leoni Hellmayr)

Zahlreiche Vorträge wurden gehalten. Da der diesjährige Kongress von italienischen Vereinen organisiert wurde, lag ein Schwerpunkt auf den unterirdischen Räumen des Gastgeberlandes: So haben nicht nur unter Rom und Neapel, sondern auch unter vielen anderen italienischen Städten jahrhundertealte Steinbrüche bis heute überdauert. Aus diesen bezogen die Bewohner das Baumaterial für ihre Städte. Auch später ließen sie die Hohlräume nicht ungenutzt, sondern verwendeten sie auf unterschiedlichste Weise weiter. Für die Forscher liegt heute die Herausforderung insbesondere darin, diese Räume zu restaurieren und dauerhaft zu stabilisieren. In Italien, aber auch in der Türkei existieren besonders viele Zisternen und Aquädukte aus der Antike. Sie zeugen von den bautechnischen Leistungen, mit denen die Menschen einst Trinkwasser aus weit entfernten Regionen in ihre Städte und Siedlungen beförderten. So haben Archäologen erst kürzlich an den Ufern des Küçükçekmece-Sees westlich von Istanbul zwei noch fast intakte Tunnel für die Wasserversorgung aus der Spätantike entdeckt. In den kommenden Jahren müssen die Forscher noch vielen offenen Fragen über diese Tunnel nachgehen. Auch zu den Unterwelten von Osteuropa wurden viele Vorträge gehalten, u.a. über die rund 6000 (!) natürlichen wie auch künstlichen schon erforschten Höhlen in Bulgarien oder die unterirdischen, in Felsen gehauenen Komplexe in Georgien. Ihre Ursprünge reichen zum Teil bis in das 5. Jahrhundert v. Chr. zurück.
Neben den Vorträgen organisierten die Veranstalter für die Teilnehmer mehrere Touren in den Untergrund von Rom: Hinab ging es zunächst in eines der besterhaltenen Mithräen Roms, in der Nähe des Circus Maximus gelegen. Es wurde im 3. Jahrhundert n. Chr. erbaut und bewahrt seit dieser Zeit ein besonders schönes Mithrasrelief aus Marmor.

Im Mithräum in der Nähe des Circus Maximus (Foto: Leoni Hellmayr)
Im Mithräum in der Nähe des Circus Maximus (Foto: Leoni Hellmayr)

Unter einem Wohnhaus im Stadtviertel Travestere stiegen wir über mehrere Stockwerke 20 Meter in die Tiefe hinab, um schließlich auf dem originalen Straßenpflaster des antiken Roms zu stehen. Ganz besonders beeindruckt war ich auch von einem mittelalterlichen Tuffsteinbruch unweit vom Kolosseum.

Tuffsteinbruch im Cave del Claudium (Foto: Leoni Hellmayr)
Tuffsteinbruch im Cave del Claudium (Foto: Leoni Hellmayr)

Nach den interessanten Diskussionen und Gesprächen in Rom ist mir persönlich einmal mehr klar geworden, wie wichtig der zukünftige Austausch und die Vernetzung der europäischen Untergrund-Vereine sind. Denn vielen dieser Vereine fehlt es (abgesehen von den finanziellen Mitteln) häufig auch an realisierbaren Plänen, um die unterirdischen Denkmäler in ihrer Region angemessen und dauerhaft sichern zu können. Der Kongress HYPOGEA hat eine Plattform geboten, um Erfahrungen austauschen zu können.

20 Meter unter der Oberfläche: Unterwegs auf dem originalen Straßenpflaster des antiken Roms (Foto: Leoni Hellmayr)
20 Meter unter der Oberfläche: Unterwegs auf dem originalen Straßenpflaster des antiken Roms (Foto: Leoni Hellmayr)

Mit vielen spannenden Eindrücken kehrte ich nach fünf Tagen in Rom wieder nach Berlin zurück. Den nächsten Termin des Kongresses habe ich mir bereits vermerkt: 2017 in Kappadokien. Schon jetzt freue ich mich darauf, die unterirdischen Städte dieser Region und viele andere Unterwelten kennenzulernen!