Die Gerda Henkel Stiftung hat im Förderschwerpunkt »Patrimonies« dem Architekturreferat des Deutschen Archäologischen Instituts und der HimalAsia-Stiftung ein dreijähriges Kooperationsprojekt zur Baudokumentation und Instandsetzung von drei Palästen des ehemaligen Königreiches Mustang in Nepal bewilligt.
Im Himalaya im ehemaligen Königreich Mustang, das bis vor kurzem kaum touristisch erschlossen war, haben sich fünf Paläste der einstigen Könige von Mustang erhalten, die ein wichtiges und bedeutendes kulturelles Erbe dieser tibetisch beeinflussten Region darstellen. Die Palastanlagen weisen aufgrund von Vernachlässigung und vor allem der Folgen der schweren Erdbeben 2015 erhebliche Schäden auf und müssen dringend gesichert und instand gesetzt werden.

Geplant sind eine erstmalige bauforscherische Dokumentation der Paläste unter Leitung von Ulrike Wulf-Rheidt vom Architekturreferat der Zentrale des DAI sowie eine Instandsetzung von drei besonders gefährdeten Palästen, dem Palast in Gemi, Dhagmar und Thingkar, unter Leitung von Susanne von der Heide von der HimalAsia-Stiftung in Kathmandu/Nepal. Die Arbeiten finden in enger Abstimmung mit dem Kulturerhalt-Programm des Auswärtigen Amtes statt.
Ziel des Projektes ist es vor allem, in Nepal Kompetenz sowohl in der Baudokumentation als auch der sensiblen, dem kulturellen Erbe angemessenen Instandsetzung gefährdeter Bausubtanz mit traditionellen Baumethoden zu entwickeln und aufzubauen. Ergebnis soll ebenso eine erstmalige Erforschung der Entwicklung dieser Palastanlagen sein. Sie soll ferner eine dendrochronologische Untersuchungen durch das Referat Naturwissenschaften der Zentrale des DAI umfassen, um zu einer bislang fehlenden verlässlichen Datierung der Anlagen und ihrer Umbauten zu gelangen.

Mustang war bis 1950 ein unabhängiges Königreich, das im Jahr 1440 durch seinen ersten Herrscher König Amepal (1388-1440) etabliert wurde. Durch Sprache und Kultur war das Königreich zu allen Zeiten eng an Tibet gebunden. Entlang des Flusses Kali Gandaki führte die alte Salzstraße West-Nepals über Mustang nach Tibet. Nach der Besetzung Tibets durch China und dem Zusammenbruch der Handelsrouten büßte das Land seine Unabhängigkeit ein und ist seitdem als nördlicher Teil des Distriktes Mustang in die Verwaltungsstruktur Nepals eingegliedert. Die Monarchie lebte aber bis Sommer 2008 als Königreich von Lo fort und der Nachfolger des letzten Königs Jigmed Palbar Bista, der Raja oder Gyalpo von Mustang, genießt heute noch in der Region hohes Ansehen.
Da das Königreich bis 1992 kaum bzw. nur sehr schwer zugänglich war und der touristische Zustrom immer noch stark reguliert wird, haben sich hier auf einer Höhe von 2500 bis 5000 m ü. NN die mittelalterliche Kultur und Bautradition ohne größeren modernen Einfluss sehr gut erhalten. Daher hat die UNESCO-Nepal-Kommission die Region Nord-Mustang als buddhistisch geprägte Kulturlandschaft von besonderer Bedeutung zur Aufnahme in die Welterbeliste vorgeschlagen. Schon im Jahr 2008 ist die Hauptstadt des ehemaligen Königreiches Mustang, Lo Manthang, auf die sogenannte tentative UNESCO-Welterbeliste Liste eingeschrieben worden.
Für die Architektur der Region stellen neben den Tempeln und Klöstern vor allem die Paläste (Darbar) der Könige von Mustang eine wichtige Baugruppe dar. Sie spiegeln, wie die Klosteranlagen, die wirtschaftliche und kulturelle Blütezeit der Region im 15. und 16. Jahrhundert wider. Die Palastanlagen stellen eindrucksvolle Beispiele für die Bauweise im 15. Jahrhundert in Mustang dar und sind darüber hinaus Symbole für die tibetisch geprägte Kultur der Lopa, der einheimischen Bevölkerung.
Sie sind alle in der für die Region typischen rammed earth technique, einer Lehmbauweise, errichtet. Trotz ihrer bauhistorischen und kunsthistorischen Bedeutung sind alle Paläste unzureichend dokumentiert und erforscht.
Quelle:
Nicole Kehrer M.A.
Leiterin Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsches Archäologisches Institut