Wandmalerei in Petra

Restauratoren der TH Köln untersuchen gemeinsam mit Naturwissenschaftlern der Technischen Universität Berlin und Archäologen der Humboldt-Universität zu Berlin antike Wandmalereien in der jordanischen Felsenstadt Petra – Hauptstadt des untergegangenen Reiches der Nabatäer und heutiges UNESCO-Weltkulturerbe.

Touristen aus aller Welt werden von den in die Felswände geschlagenen, rund 2300 Jahre alten Tempeln und Palästen mit ihren detailreichen, farbenfrohen und teilweise vergoldeten Wandmalereien angezogen. Da diese von Wind, Regen, starken Temperaturschwankungen und hoher Luftfeuchtigkeit bedroht sind, sollen jetzt Konservierungskonzepte entwickelt und erprobt werden. „Die Nabatäer haben kaum Schrifterzeugnisse hinterlassen. Darum sind ihre Wandmalereien von ungemeiner historischer Bedeutung zum Verständnis dieser Kultur. Nur wenige ihrer Malereien sind bislang erfasst und konserviert worden. In vielen Fällen leistet unser Projekt daher Pionierarbeit“, erläutert Prof. Adrian Heritage vom Cologne Institute of Conservation Sciences (CICS) der TH Köln. In einem ersten Schritt lernten die Forscherinnen und Forscher die Gegebenheiten und Ansprechpartner vor Ort kennen und erfassten mögliche Konservierungsobjekte in ausgewählten Höhlen.

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Außenansicht auf Little Petra. (Copyright: Sarah Hutt/TH Köln)

Um die Verwitterungs- und Veränderungsprozesse besser zu verstehen, denen die Malereien ausgesetzt sind, hat Sarah Hutt, Diplom-Restauratorin am CICS, an drei Objekten Messgeräte installiert. Diese dokumentieren den Salzgehalt und Feuchtigkeit in der Luft. „Durch das Klimamonitoring erhalten wir Anhaltspunkte, welche Konservierungsmethoden für die verschiedenen Malereien angemessen sind“, so Hutt. Bei kommenden Reisen werden zudem mit zerstörungsfreien Methoden die Malschichten, Bindemittel, Farbpigmente sowie Maltechniken analysiert. So sammeln die Restauratorinnen und Restauratoren weitere Hinweise zur zielführenden Bearbeitung.

Die ausgewählten Restaurierungs- und Konservierungsmethoden sollen anschließend an drei Objekten beispielhaft angewendet werden. „Es gibt mehrere tausend Höhlen in Petra, viele davon unerschlossen. Daher kann unser Projekt nur ein erster Schritt sein, der von lokalen Fachkräften weitergeführt wird“, so Heritage. In enger Zusammenarbeit mit den Behörden sollen daher einheimische Restauratoren geschult werden.

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Wandmalereien im Goldschmiedetal „Wadi Syagh“. (Copyright: Sarah Hutt/TH Köln)

Das Forschungsprojekt wird über drei Jahre von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert. Neben Prof. Heritage vom CICS der TH Köln sind Prof. Dr. Birgit Kanngießer vom Institut für Optik und Atomare Physik der Technischen Universität Berlin und Professor Dr. Stephan G. Schmid vom Institut für Archäologie der Humboldt-Universität zu Berlin beteiligt. In Jordanien arbeiten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit dem Department of Antiquities of Jordan, dem Petra Archaeological Park (PAP) und der University Hashemite zusammen.

Mehr Infos zu den Konservierungskonzepten für die Wandmalereien in der Felsenstadt Petra gibt es hier.

Quelle:

Petra Schmidt-Bentum
Referat für Kommunikation und Marketing, Team Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Technische Hochschule Köln

Deutsche Forscher an den Pyramiden von Meroe

Grabkammer einer der ältesten königlichen Pyramiden von Meroe durch die Qatari Mission for the Pyramids of Sudan geöffnet

Zum ersten Mal seit fast einem Jahrhundert wurden die Grabkammern einer der königlichen Pyramiden von Meroe für archäologische Untersuchungen wieder geöffnet. Das unterirdische Grab der „Großen Königlichen Gemahlin“ Khennuwa aus dem frühen 4. Jh. v. Chr. befindet sich etwa sechs Meter unterhalb ihrer Pyramide. Seine beiden Kammern sind mit vortrefflichen Wandmalereien und Hieroglyphentexten dekoriert, von denen viele noch sehr gut erhalten sind.

Die Wiedereröffnung des Grabmals ist Teil der Forschungs- und Konservierungsaktivitäten der von S.E. Sheikh Hassan bin Mohammed bin Ali Al Thani geleiteten Qatari Mission for the Pyramids of Sudan (QMPS). Das Projekt verfolgt das Ziel, die mehr als 100 Pyramiden der königlichen Friedhöfe von Meroe mit internationalen Expertenteams zu erhalten und zu erforschen. Sicherungs- und Konservierungsmaßnahmen, um das historisch bedeutende Grabmal der Königin für die interessierte Öffentlichkeit zu erhalten und zugänglich zu machen, sind geplant.

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Die unterirdischen Grabkammern der Pyramide von Königin Khennuwa in Meroe. (P. Wolf/DAI)

Vier Jahrhunderte nachdem ihre Urahnen als „Schwarze Pharaonen“ der 25. Dynastie im 7. Jh. v. Chr. das Alte Ägypten beherrscht hatten, errichteten die Könige und Königinnen von Meroe ein riesiges Reich auf dem Gebiet des heutigen Nordsudan südlich des Ersten Nilkataraktes. Zentrum war die Hauptstadt Meroe, etwa 200 km nördlich des heutigen Khartoum. Bis zum Untergang des meroitischen Reiches im 4. Jh. n. Chr. wurden seine Herrscher in Pyramidenfriedhöfen am Rande der östlich der Hauptstadt gelegenen Bergregion begraben. Königin Khennuwas Grab, errichtet an einem der Eingangswege zu den Nekropolen, gehört zu deren frühesten Pyramiden. Enge Parallelen der Grabdekoration zu Totentexten der 25. Dynastie bezeugen den noch sehr starken Einfluss älterer Traditionen.

Königin Khennuwas Grab wurde schon 1922 von George A. Reisner vom Bostoner Museum of Fine Arts ausgegraben, aber leider nur durch einige wenige Fotografien und Handskizzen dokumentiert. Für annähernd ein Jahrhundert stellte diese spärliche Dokumentation die einzige Informationsquelle für die Forschung dar. Die Wiederausgrabung der Pyramide und die Wiederöffnung ihrer Grabkammern ermöglicht nun eine detaillierte Dokumentation mit hochmodernen Methoden und wird die Grundlage für zukünftige archäologische Forschungen sein.

Die neuen Feldarbeiten sind Teil eines groß angelegten Programmes zur Erforschung, dem Erhalt und der Förderung der einzigartigen Pyramidennekropolen von Meroe, die seit 2012 zum UNESCO Weltkulturerbe gehören. Das Projekt wurde 2015 durch die Qatari Mission for the Pyramids of Sudan in enger Kooperation mit der sudanesischen Denkmalpflege in Khartoum und mit dem Deutschen Archäologischen Institut (DAI) in Berlin ins Leben gerufen.

Das DAI beherbergt mit dem Friedrich-Hinkel-Archiv das weltweit umfangreichste Forschungsarchiv zur Archäologie des antiken Sudan. Die Digitalisierung seiner Bestände und deren Umwandlung in ein öffentliches digitales Forschungszentrum sind ein weiterer wichtiger Bestandteil dieser Kooperation, der ebenfalls von Qatar gefördert wird.

Mehr Infos zu den archäologischen Untersuchungen der Pyramiden von Meroe gibt es hier.

Quelle:

Nicole Kehrer
Pressestelle
Deutsches Archäologisches Institut

Antike Stuckfriese in Pergamon entdeckt

Die vom Deutschen Archäologischen Institut entdeckten Stuckfriese in einem Gelageraum gehören zu den bedeutendsten hellenistischen Wanddekorationen in Anatolien.

In der antiken Stadt Pergamon (Türkei – Provinz İzmir – Landkreis Bergama) sind schon mehrfach Reste antiker Wanddekorationen freigelegt worden, zuletzt in den 1990er Jahren in einem großen Peristylhaus im Stadtzentrum. Völlig überraschend war hingegen die Entdeckung einer Stuckwand aus dem 1. Jahrhundert v. Chr. am abgelegenen nördlichen Osthang des Stadtberges. Dort werden seit Jahren mit Unterstützung der Fritz Thyssen Stiftung für Wissenschaftsförderung mehrere Felsheiligtümer erforscht, die ganz neue Einblicke in Verehrung von Naturmalen und das Verhältnis zwischen Mensch und Umwelt eröffnen.
Im Zentrum des Ensembles ist ein Gebäude ausgegraben worden, dessen Hauptraum mit der Imitation einer kostbaren Marmorverkleidung aus Stuck dekoriert ist. Neben mehrfarbigen Quaderreihen und Friesen im unteren und mittleren Bereich der Wände bestand sie in der Oberzone aus Halbsäulen mit Basen und Kapitellen. Die großflächige Erhaltung der Dekoration an der Wand selbst – und nicht nur in herabgestürzten Fragmenten – macht den Raum zu einem der bedeutendsten Zeugnisse hellenistischer Wanddekoration in Anatolien. Das Gebäude mit dem aufwendig geschmückten Hauptraum wurde wahrscheinlich für Gelage im Rahmen von Kulthandlungen in den Felsheiligtümern genutzt. Die Konservierung der Wanddekorationen, die mittlerweile von einem Schutzbau umgeben sind, hat nach Abschluss der Grabungsarbeiten in diesem Sommer ein Team der Gazi Üniversitesi Ankara übernommen.

Die Pergamongrabung wird mit Genehmigung des Ministeriums für Kultur und Tourismus durch das Deutsche Archäologische Institut durchgeführt. An den Arbeiten in Bergama und Umgebung sind neben 45 lokalen Arbeitskräften über einhundert deutsche, türkische, und internationale Wissenschaftler und Studenten beteiligt. Parallel zu den Ausgrabungen finden umfangreiche Konservierungsarbeiten vor allem in der Roten Halle und im Gymnasion statt.

 

Mehr Infos zu den Stuckfriesen in Pergamon gibt es hier.

Quelle:

Deutsches Archäologisches Institut

Nicole Kehrer

Leitung Presse- und Öffentlichkeitsarbeit