Schädelform als Zeichen der Zugehörigkeit

ForscherInnen untersuchen Individuen, die zur Zeit der Völkerwanderung lebten.

Unter der Leitung von Ron Pinhasi von der Universität Wien sowie Mario Novak vom Institute for Anthropological Research in Zagreb untersuchte ein WissenschafterInnenteam die Ernährungsgewohnheiten, das Geschlecht und die Genverwandtschaften dreier Jugendlicher, die zur Zeit der Völkerwanderung im 5. Jahrhundert lebten und bei einer Ausgrabung in Osijek im Osten Kroatiens entdeckt wurden. Zu dieser Zeit war diese Region Europas von unterschiedlichen Nomadenvölkern, wie von den Hunnen bzw. Germanen, den Gepiden und den Ostgoten, besiedelt.

„Aufgrund der ungewöhnlichen Grabstätten und der Tatsache, dass zwei der untersuchten Individuen andere Formen von künstlicher Schädeldeformation aufwiesen, war die Untersuchung dieser Personen äußerst faszinierend für uns“, sagt Daniel Fernandes, Postdoc am Department für Evolutionäre Anthropologie der Universität Wien.

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Der langgezogene Schädel bei der Ausgrabung
© D. Los/Kaducej Ltd

„Die künstliche Schädeldeformation bezeichnet die absichtliche Verformung des Schädels im Kindesalter und zielt darauf ab, durch den Einsatz von Brettern, Bandagen oder speziellen Kopfbedeckungen eine gewünschte Schädelform zu erzielen“, so Kendra Sirak, Wissenschaftlerin an der Harvard Medical School. Dieses weit verbreitete kulturelle Phänomen wurde bei verschiedenen uralten Bevölkerungsgruppen weltweit dokumentiert und zielte darauf ab, die Zugehörigkeit zu einer Gruppe oder die persönliche Identität sichtbar zu machen, also sich z.B. klar von anderen Volksgruppen abzugrenzen oder den eigenen Status, Adel oder die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Klasse oder Gruppe zu zeigen.

„Während alle Skelette der drei Jugendlichen Anzeichen auf schwere Unterernährung aufweisen, war für uns verblüffend, dass ihre genetische Abstammung derart unterschiedlich ist“, so Mario Novak, Bioarchäologe am Institute for Anthropological Research in Zagreb.

„Die DNA-Analysen haben ergeben, dass der Jugendliche ohne künstliche Schädeldeformation eine überwiegend westeuropäische Abstammung, der Jugendliche mit der langgezogenen Schädelform eine ostasiatische Abstammung und der dritte Jugendliche eine nahöstliche Abstammung aufweist“, erklärt Ron Pinhasi, Leiter des DNA-Labors an der Universität Wien.

Der Jugendliche mit ostasiatischer Abstammung ist zudem das erste in Europa gefundene Individuum aus der Zeit der Völkerwanderung, dessen Abstammung größtenteils auf Ostasien zurückgeht.

„Diese Ergebnisse legen nahe, dass die künstliche Schädeldeformation möglicherweise dazu diente, die Zugehörigkeit zu einer bestimmten kulturellen Gruppe sichtbar zu machen, und dass diese Gruppen zur Zeit der Völkerwanderung in der Pannonischen Tiefebene miteinander in regem Kontakt standen“, schließt Novak.

Zu der Studie in „PLOS ONE“ geht es hier.

Quelle:

Alexandra Frey
Öffentlichkeitsarbeit
Universität Wien

Als Jäger und Sammler auf Migranten trafen

ForscherInnen von über 80 verschiedenen Institutionen unter der Federführung von Ian Mathieson (University of Pennsylvania), David Reich (Harvard Medical School) und Ron Pinhasi von der Universität Wien haben in einer neuen Studie die Genomgeschichte in Südosteuropa untersucht. Diese Region ist bisher kaum erforscht, was die Erbinformation von menschlichen Skeletten betrifft. Sie fanden heraus, wie es um die gegenseitige Beeinflussung und Vermischung der ansässigen Bevölkerung mit den neu eintreffenden Völkern aus Anatolien bestellt ist. Die Untersuchung erscheint aktuell in Nature.

Vor ungefähr 8500 Jahren breitete sich die Landwirtschaft begleitet von einer Völkerbewegung aus Anatolien vom Südosten ausgehend nach Europa aus. Ein internationales Forschungsteam analysierte nun 225 Genomdaten von historischen Völkern, die vor oder nach diesem Wandel gelebt hatten.
Die Einflüsse und Vermischung dieser beiden Bevölkerungsgruppen gestalteten sich komplex. „An einigen Orten vermischten sich die Jäger und Sammler sehr rasch mit den einwandernden Bauern“, erklärt Erstautor Iain Mathieson, Genetiker an der University of Pennsylvania, „dennoch blieben die beiden Bevölkerungsgruppen größtenteils isoliert, zumindest für die ersten paar hundert Jahre. Die Jäger und Sammler hatten dort seit tausenden Jahren gelebt und die Ankunft all dieser neuen Menschen, mit ihrer gänzlich anderen Lebensweise und anderem Aussehen, musste für sie ziemlich schockierend gewesen sein“.

„Zweitausend Jahre später waren sie bereits gut durchmischt“, ergänzt David Reich von der Harvard Medical School, der für die Leitung der Studie mitverantwortlich war: „Einige Populationen sind bis zu einem Viertel ihrer Abstammung Jäger und Sammler“. In anderen Gegenden Europas war die Vermischung durch ein Geschlecht geprägt, denn der Großteil der Jäger- und Sammlervorfahren waren Männer. Allerdings entspricht das nicht den Ergebnissen im Südosten. „So ist ersichtlich, dass sich die Beeinflussung der beiden Bevölkerungsgruppen in verschiedenen Gegenden unterschiedlich gestaltete, etwas, das wir im Zusammenhang mit archäologischen Zeugnissen zu verstehen versuchen“, ergänzt Mathieson.

„Durch die neuen Genomdaten können wir uns ein deutlicheres Bild vom Anfang des Übergangs zur Landwirtschaft in Südosteuropa machen. Anscheinend kam es gleich bei der Ankunft der Bauern zum Kontakt zwischen den landwirtschaftlich tätigen Gruppen und den Jägern und Sammlern in der Region. Da es keine Hinweise auf Gewalt oder Kriegsführung gibt, nehmen wir an, dass der Kontakt zwischen Individuen dieser beiden Gesellschaftsformen friedlich verlaufen ist“, meint Ron Pinhasi, Anthropologe an der Universität Wien.

„Diese Ergebnisse beleuchten die Beziehung zwischen Migrationswellen, genetischer Vermischung sowie Subsistenzwirtschaft in dieser Schlüsselregion und zeigen, dass sich Individuen selbst bei den frühen europäischen Bauern in ihrer Abstammung unterschieden und damit das dynamische Mosaik der Kreuzungen von Jägern und Sammlern widerspiegeln“, so Ron Pinhasi, der für die Leitung der Studie mitverantwortlich war. So ergibt sich ein umfassendes Bild von Schlüsselperioden der Vergangenheit.

Weitere Infos zu der Studie gibt es hier.

Quelle:
Stephan Brodicky
Öffentlichkeitsarbeit
Universität Wien

Im Leben und im Tod vereint

Neolithisches Großgrab in Spanien erstmals umfassend ausgewertet

Die Menschen der Jungsteinzeit vor rund 6000 Jahren waren im Leben und Tod eng miteinander verbunden. Darauf weist eine detaillierte anthropologische Studie eines Kollektivgrabs mit rund 50 Toten bei Burgos in Nordspanien hin, welche die Lebensweise des Orts erstmals mit modernen Methoden untersuchte. Die in der Fachzeitschrift PLOS ONE veröffentlichten Forschungen wurden von Anthropologen der Universität Basel und Archäologen der Universität Valladolid geleitet.

Die Kollektivgräber der Jungsteinzeit waren meist Steinbauten, deren Inneres Raum für viele Verstorbene einer Gemeinschaft bot – so auch das Grosssteingrab in Alto de Reinoso bei Burgos. Nach der Datierung anhand von Radiokarbondaten wurde das Grab über rund drei bis vier Generationen zwischen 3700 und 3600 v. Chr. genutzt. Bei den Toten handelte es sich um mindestens 47 Individuen. «Während die untere Schicht relativ gut erhalten war, wurden in höheren Schichten zahlreiche Störungen beobachtet: so etwa zahlreiche fehlende Schädel, was mit einem ausgeprägten Ahnenkult zusammenhängen könnte», berichtet Prof. Manuel Rojo Guerra, Professor in Valladolid, Spanien.

Lebensweise erschlossen

Um die Lebensweise der neolithischen Gemeinschaft zu erschliessen, konnten die Archäologen individuelle Daten wie Alter, Geschlecht, Körperhöhe, Krankheiten, Stressmarker und Gewaltfolgen mit modernen Methoden erfassen. Diese Angaben wurden ergänzt durch Daten zu Ernährung, Herkunft und Mobilität sowie Verwandtschaftsverhältnissen. «Damit ist dies die erste Studie, die ein eingehendes Bild davon gibt, wie die Menschen dieser neolithischen Gemeinschaft in Leben und Tod miteinander verbunden waren», sagt Erstautor Prof. Kurt W. Alt, Gastprofessor an der Universität Basel.

Knapp die Hälfte der Toten im Grab waren Erwachsene, die andere Hälfte Kinder und Jugendliche. Die durchschnittliche Körperhöhe betrug 159 ± 2 cm für Männer und 150 ± 2 cm für Frauen. Die Erwachsenen zeigen Stressmarker und unterschiedliche Stadien von degenerativen Erkrankungen der Wirbelsäule und der Gelenke, verheilte Frakturen, Schädelverletzungen und Zahnerkrankungen wie Karies.

Einheitliche Gemeinschaft

Die molekulargenetischen Untersuchungen zeigen zudem verwandtschaftliche Beziehungen zwischen Individuen der Gruppe vor allem in der mütterlichen Linie. Darüber hinaus ist für einige Fälle belegt, dass zwischen Toten, die nahe beieinander bestattet waren, eine engere genetische Verwandtschaft bestand. Ausser drei Individuen sind die Verstorbenen in der näheren Umgebung des Kollektivgrabs aufgewachsen. Die Rekonstruktion der Ernährung zeigten die einheitliche Struktur der bäuerlichen Gemeinschaft: Grundnahrungsmittel für alle waren Getreide (Weizen und Gerste) und tierische Proteine (besonders von Schaf, Ziege und Schwein).

Weitere Infos zu dem neolithischen Grab gibt es hier.

Quelle:
lic. phil. Christoph Dieffenbacher
Kommunikation & Marketing
Universität Basel

Speiseplan der römischen Gladiatoren

Römische Gladiatoren ernährten sich überwiegend vegetarisch und nahmen nach dem Training einen Aschetrunk als Tonikum zu sich. Das haben anthropologische Untersuchungen an Knochen von Kämpfern, die bei Ausgrabungen im antiken Ephesos gefunden wurden, ergeben.

Historische Quellen berichten, dass Gladiatoren eine eigene Diät hielten. Diese bestand aus Bohnen und Getreide. In zeitgenössischen Berichten werden sie als «hordearii» («Gerstenfresser») bezeichnet.
In einer Studie des Departments für Gerichtsmedizin der Medizinischen Uni Wien in Kooperation mit der Abteilung für Anthropologie des Instituts für Rechtsmedizin der Universität Bern wurden Knochen eines im Jahr 1993 gefundenen Gladiatorenfriedhofs aus dem 2./3. Jahrhundert nach Christus im damals römischen Ephesos (heutige Türkei) untersucht. Ephesos war damals die Hauptstadt der römischen Provinz Asia und hatte über 200’000 Einwohner.

Mit Hilfe von spektroskopischen Methoden wurden stabile Isotopenverhältnisse (Kohlenstoff, Stickstoff und Schwefel) im Kollagen der Knochen sowie das Verhältnis von Strontium zu Calcium im Knochenmineral untersucht.

Das Ergebnis zeigt, dass sich Gladiatoren hauptsächlich pflanzlich ernährten. Hier gab es kaum Ernährungsunterschiede zur örtlichen «Normalbevölkerung». Auf dem Speiseplan standen vor allem Getreidegerichte und fleischlose Kost. Das Wort «Gerstenfresser» bezieht sich hier darauf, dass Gladiatoren wohl Getreide von minderer Qualität erhielten. «Man könnte annehmen, dass Gladiatoren besonders viel Fleisch bekommen haben», sagt Sandra Lösch vom Institut für Rechtsmedizin der Universität Bern, die als Anthropologin die Isotopenanalysen gemacht hat, «aber wir haben keine signifikanten Unterschiede zur Normalbevölkerung von Ephesos gefunden.»

Aufbautrunk nach körperlicher Anstrengung

Hoch signifikant ist der Unterschied zwischen Gladiatoren und Normalbevölkerung bei dem gemessenen Strontium-Anteil in den Knochen. Das lässt auf eine gesteigerte Mineralaufnahme der Gladiatoren aus einer Strontium-reichen Calciumquelle schliessen. Den in der Literatur überlieferten Aschetrunk gab es wohl wirklich.

«Pflanzliche Asche wurde offenbar zur Kräftigung nach körperlicher Anstrengung und zur verbesserten Knochenheilung eingenommen», erklärt Studienleiter Fabian Kanz vom Department für Gerichtsmedizin der MedUni Wien, «da verhielt es sich ähnlich wie heutzutage die Einnahme von Magnesium und Calcium (etwa in Form von Brausetabletten) nach körperlicher Anstrengung.» Calcium ist essentiell für den Knochenaufbau und kommt üblicherweise vor allem in Milchprodukten vor.

Ein weiterführendes Forschungsprojekt zielt auf die Migration der Gladiatoren ab, die oft aus unterschiedlichen Gebieten des römischen Reiches nach Ephesos kamen. Ein Vergleich der Knochendaten der Gladiatoren mit jenen der lokalen Tierwelt wird hier so manchen Unterschied erkennbar machen, hoffen die Forscher.

Weitere Infos zur Ernährung der Gladiatoren gibt es hier.

Quelle:
lic. phil. Nathalie Matter
Abteilung Kommunikation
Universität Bern

Homo sapiens zog früher aus Afrika aus als gedacht

Der anatomisch moderne Mensch hat sich von Afrika aus in mehreren Wanderungswellen nach Asien und Europa ausgebreitet. Die ersten Vorfahren heutiger Menschen nahmen dabei wahrscheinlich schon vor rund 130.000 Jahren eine südliche Route über die Arabische Halbinsel in Richtung Asien. Zu diesem Ergebnis kommen Professorin Katerina Harvati und ihre Mitarbeiter vom Institut für Naturwissenschaftliche Archäologie der Universität Tübingen und dem Senckenberg Center for Human Evolution and Palaeoenvironment in Zusammenarbeit mit Kollegen der Universität von Ferrara, Italien, und dem Nationalmuseum für Naturgeschichte, Frankreich. 

Die Forscher überprüften verschiedene hypothetische Ausbreitungsszenarios anhand geografisch möglicher Routen, genetischer Daten und vergleichender Schädeluntersuchungen. Als Resultat setzen sie die erste Auswanderungswelle aus Afrika im Mittleren statt im Späten Pleistozän und damit früher an, als bisherige Untersuchungen ergeben hatten. Eine zweite Ausbreitungswelle ins nördliche Eurasien erfolgte ihren Untersuchungen zufolge vor rund 50.000 Jahren. Ihre Ergebnisse veröffentlichen die Wissenschaftler in der Online-Ausgabe (Online Early Edition) der Fachzeitschrift Proceedings of the National Academy of Sciences.

Dass alle heutigen Menschen von einer Population abstammen, die vor 100.000 bis 200.000 Jahren in Afrika lebte, ist unter Wissenschaftlern kaum umstritten. Doch bisher gingen viele beim Auszug unserer Vorfahren aus Afrika von einer einzigen Wanderungsbewegung vor 50.000 bis 75.000 Jahren aus. Dafür schien die Beobachtung zu sprechen, dass die genetische Vielfalt und die morphologische Diversität der Menschen mit wachsender geografischer Entfernung vom subsaharischen Südafrika abnahmen. Neuere Ergebnisse genetischer, archäologischer und paläoanthropologischer Studien stellen dieses Szenario jedoch in Frage.

Die Forscher um Professorin Katerina Harvati überprüften die beiden gängigen Out-of-Africa-Hypothesen einer einzelnen gegenüber mehrfachen Wanderungsbewegungen der anatomisch modernen Menschen aus Afrika. In ihren Untersuchungen nutzten sie Daten anatomischer Schädelvergleiche heutiger Menschen aus verschiedenen Regionen, neutrale genetische Daten und die zurückzulegenden Distanzen der verschiedenen möglichen Ausbreitungsrouten. Ebenso wurden basierend auf den genetischen Daten und dem jeweiligen Ausbreitungsmodell die Zeitspannen berechnet, die zur Aufspaltung der Populationen notwendig waren. Jedes Ausbreitungsszenario ist mit spezifischen geografischen und zeitlichen Voraussetzungen verbunden. Diese bekannten Parameter stellten die Forscher den neutralen biologischen Distanzen aus den genetischen und anatomischen Untersuchungen gegenüber.

„Beide Beweisketten, sowohl die anatomischen Schädelvergleiche als auch die genetischen Daten, sprechen für mehrfache Auswanderungswellen“, sagt Katerina Harvati. Eine erste Gruppe unserer Vorfahren brach vor rund 130.000 Jahren von Afrika aus auf und wanderte an der Küste der Arabischen Halbinsel entlang bis nach Australien und in das Gebiet des Westpazifiks. „Australier, Papuas und Melanesier blieben nach dieser frühen Ausbreitung über die Südroute zunächst relativ isoliert“, sagt Hugo Reyes-Centeno, Erstautor der Studie und Mitarbeiter des Tübinger Forscherteams. „Andere asiatische Populationen scheinen dagegen einer späteren Auswanderungswelle zu entstammen, die vor etwa 50.000 Jahren von Afrika aus ins nördliche Eurasien aufkam.“ 

Die Forscher gehen davon aus, dass weitere Feldstudien sowie Fortschritte in der Genetik die Befunde zu den Wanderrouten der urgeschichtlichen Menschen besser absichern und weitere Details in der raumzeitlichen Auflösung liefern können. Bisher lässt sich nur spekulieren, ob zum Beispiel starke Dürrezeiten in Ostafrika in der Zeit zwischen 135.000 und 75.000 Jahren die Wanderungen ausgelöst und die Entwicklung der menschlichen Populationen beeinflusst haben könnten. Die südliche Route umfasst ein großes geografisches Gebiet, in dem zum jetzigen Zeitpunkt nur wenige archäologische und anthropologische Forschungen stattgefunden haben und welches daher für künftige Forschungen sehr vielversprechend ist.

 

Mehr Infos hierzu gibt es hier.

 

Quelle:
Dr. Karl Guido Rijkhoek
Hochschulkommunikation
Eberhard Karls Universität Tübingen

Einzigartiger Schädelfund widerlegt frühmenschliche Artenvielfalt

Paläoanthropologen der Universität Zürich haben im georgischen Dmanisi den intakten Schädel eines Frühmenschen gefunden. Dieser Fund zwingt die Paläoanthropologie zum Umdenken: Die menschliche Artenvielfalt vor zwei Millionen Jahren war viel kleiner als bisher angenommen. Dafür war die Vielfalt beim «Homo erectus», der ersten globalen Menschenart, so gross wie beim heutigen Menschen.

Es ist der bis jetzt am besten erhaltene Fossilfund aus der Frühzeit unserer Gattung. Pikant ist, dass er über eine Kombination von Merkmalen verfügt, die bis jetzt unbekannt war: Der Schädel, den Anthropologen der Universität Zürich in einer vom Schweizerischen Nationalfonds geförderten Zusammenarbeit mit georgischen Kollegen in Dmanisi gefunden haben, hat das grösste Gesicht, die massivsten Kiefer und Zähne und das kleinste Gehirn innerhalb der Dmanisi-Gruppe.
Es ist der fünfte Schädelfund aus Dmanisi. Bis dahin fand man in Dmanisi vier ebenfalls gut erhaltene Frühmenschenschädel sowie einige Skelettteile. Alle Funde zusammen zeigen, dass bereits vor 1.85 Millionen Jahren die ersten Vertreter der Gattung «Homo» sich aus Afrika über Eurasien auszubreiten begannen.

Vielfalt innerhalb der Art anstatt Artenvielfalt

Weil der Schädel vollständig erhalten ist, lassen sich verschiedene Fragen klären, die bis jetzt ein weites Feld für Spekulationen boten. Es geht dabei um nichts weniger als den evolutionären Beginn der Gattung «Homo» in Afrika vor etwa zwei Millionen Jahren zu Beginn der Eiszeit, auch Pleistozän genannt. Gab es damals in Afrika mehrere spezialisierte «Homo»-Arten, von denen zumindest eine sich auch ausserhalb Afrikas behaupten konnte? Oder gab es nur eine einzige Art, die sich in den verschiedensten Ökosystemen zurechtfand? Obwohl die frühmenschlichen Funde aus Afrika eine grosse Formenvielfalt aufweisen, liess sich diese Frage bis anhin nicht entscheiden. Ein Grund liegt in den verfügbaren Fundstücken, wie Christoph Zollikofer, Anthropologe der Universität Zürich erläutert: «Es handelt sich um meist fragmentarische Einzelfunde, die über weite räumliche Distanzen verstreut sind, und die zudem aus einer Zeitspanne von mindestens 500’000 Jahren stammen. Somit ist letztlich nicht klar ist, ob es sich bei den afrikanischen Fossilien um Artenvielfalt handelt, oder um Vielfalt innerhalb einer Art».

So viele Arten wie Forscher

Auf einen weiteren Grund weist Marcia Ponce de León, auch sie ist Anthropologin an der Universität Zürich, hin: Paläoanthropologen gingen oft stillschweigend davon aus, dass das Fossil, das sie gerade gefunden hatten, repräsentativ sei für die Art, das heisst, dass es diese gut charakterisiere. Dies sei statistisch zwar nicht sehr wahrscheinlich, dennoch gäbe es Forschende, die bis zu fünf gleichzeitig existierende frühe Arten der Gattung «Homo» in Afrika postulierten, wie etwa «Homo habilis», «Homo rudolfensis», «Homo ergaster», «Homo erectus», u.a.m. Ponce de León bringt das Problem auf den Punkt: «Zur Zeit gibt es eben so viele Unterteilungen in Arten, wie es Wissenschaftler gibt, die sich mit diesem Problem beschäftigen».

Dank Perspektivenwechsel Entwicklung des «Homo erectus» über eine Million Jahre verfolgen

Dmanisi bietet nun den Schlüssel zur Lösung. Laut Zollikofer ist der fünfte Schädel deshalb so wichtig, weil er in sich Merkmale vereint, die bisher als Argument gebraucht wurden, um verschiedene afrikanischen «Arten» zu charakterisieren – mit anderen Worten: «Wären Hirn- und Gesichtsschädel des Dmanisi-Exemplars als Einzelteile gefunden worden, wären sie mit grosser Wahrscheinlichkeit zwei verschiedenen Arten zugeordnet worden». Ponce de León fügt an: «Entscheidend ist auch, dass wir in Dmanisi fünf gut erhaltene Individuen haben, von denen wir wissen, dass sie am selben Ort und zur selben Zeit gelebt haben». Diese einzigartige Fundsituation macht es möglich, die Formenvielfalt in Dmanisi mit der Formenvielfalt innerhalb moderner Populationen des Menschen und des Schimpansen zu vergleichen. Zollikofer fasst das Resultat der statistischen Analysen zusammen: «Bei den Dmanisi-Funden handelt es sich erstens um die Population einer einzigen fossilen Menschenart. Zweitens unterscheiden sich die fünf Dmanisi-Individuen tatsächlich stark voneinander, aber auch nicht mehr als fünf be¬liebige Menschen oder fünf beliebige Schimpansen aus einer modernen Population».
Vielfalt innerhalb einer Art ist also die Regel, nicht die Ausnahme. Die aktuellen Resultate werden von einer weiteren, vor Kurzem in der Zeitschrift PNAS publizierten Studie gestützt: In dieser zeigen Ponce de León und Zollikofer mit Kollegen, dass bei den Dmanisi-Hominiden wesentliche Unterschiede der Gesichtsform auf den individuell unterschiedlichen Abnützungsgrad ihrer Gebisse zurückzuführen sind.

Damit ist ein Perspektivenwechsel angezeigt: Bei den afrikanischen Fossilien aus der Zeit vor etwa 1.8 Millionen Jahren handelt es sich wohl um Vertreter ein und derselben Art, die am besten als «Homo erectus» bezeichnet wird. «Homo erectus» ist demnach vor etwa zwei Millionen Jahren in Afrika entstanden und hat sich bald danach über Eurasien – dort unter anderem auch via Dmanisi – bis nach China und Java ausgebreitet, wo er ab etwa 1.2 Millionen Jahren nachgewiesen ist. Ein Vergleich der Formenvielfalt in Afrika, Eurasien und Ostasien lässt Rückschlüsse auf die Populationsbiologie dieser ersten globalen Menschenart zu.

«Homo erectus» ist also der erste «Global Player» der menschlichen Evolution. Seine Neudefinition bietet jetzt Anlass, die Entwicklung dieser fossilen Menschenart über einen Zeitraum von einer Million Jahren zu verfolgen.

Weitere Infos gibt es hier.

Quelle:

Beat Müller
Kommunikation
Universität Zürich

Jäger-Sammler und eingewanderte Ackerbauern lebten 2.000 Jahre lang gemeinsam in Mitteleuropa

Steinzeitliche Parallelgesellschaften bis vor 5.000 Jahren / Wildbeuter-Gene auch bei heutigen Europäern zu finden

Einheimische Jäger und Sammler sowie eingewanderte Ackerbauern lebten mehr als 2.000 Jahre lang gleichzeitig in Mitteleuropa, bis die Jäger- und Sammlergemeinschaften verschwanden oder sich der bäuerlichen Lebensweise anschlossen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie, die am Institut für Anthropologie der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) erstellt und im Wissenschaftsmagazin Science veröffentlicht wurde. Das Team um Univ.-Prof. Dr. Joachim Burger hat dazu Knochenfunde aus der Blätterhöhle in Hagen untersucht, wo sowohl Wildbeuter als auch Bauern bestattet wurden. „Gemeinhin wird angenommen, dass die mitteleuropäischen Jäger und Sammler recht bald nach der Ankunft der Ackerbauern verschwunden seien. Tatsächlich behielten die Nachfahren der mittelsteinzeitlichen Menschen ihre Lebensweise als Jäger und Sammler noch mindestens 2.000 Jahre lang bei und lebten parallel zu den eingewanderten Bauern“, erklärt die Erstautorin der Studie, Dr. Ruth Bollongino. „Der Lebensstil der Jäger und Sammler ist in Mitteleuropa also erst nach 5.000 Jahren vor heute ausgestorben.“

Zum Ende der letzten Eiszeit und dem Beginn der heutigen Warmzeit vor etwa 10.000 Jahren lebten in Europa die Nachfahren der ersten anatomisch modernen Menschen. Sie ernährten sich von der Jagd und dem Sammeln wilder Gräser, Früchte und Knollen. Erste Anzeichen einer bäuerlichen, sesshaften Lebensweise in Mitteleuropa sind etwa 7.500 Jahre alt. Das Team um den Mainzer Anthropologen Joachim Burger hat in den letzten Jahren mit populationsgenetischen Studien anhand alter DNA aus Skeletten nachgewiesen, dass die ersten Ackerbauern Mitteleuropas nicht die Nachfahren der Jäger und Sammler, sondern Einwanderer waren.

Wie sich in der Folge das Verhältnis zwischen bäuerlichen Immigranten und lokalen Wildbeutern gestaltete, war bislang kaum erforscht. Die Mainzer Anthropologen haben nun festgestellt, dass sich die Wildbeuter in unmittelbarer Nähe zu Ackerbauern aufhielten, über Jahrtausende Kontakt mit ihnen hatten und in der gleichen Höhle ihre Toten bestatteten. Der Kontakt blieb nicht folgenlos, denn Jäger-Sammler-Frauen heirateten bisweilen in die Bauerngesellschaften ein, während sich keine genetischen Linien der Bauernfrauen bei den Jäger-Sammlern finden. „Dieses Heiratsmuster ist aus vielen ethnographischen Studien bekannt. Bauernfrauen empfinden die Einheirat in Wildbeutergruppen als sozialen Abstieg, wohl auch weil die Geburtenrate bei Bauern höher ist“, fügt Joachim Burger hinzu.

Sein Team für Palaeogenetik ist eines der weltweit führenden auf dem Gebiet. Es hat für die jetzt veröffentlichte Studie die DNA aus Knochen der Blätterhöhle in Westfalen untersucht. Die Höhle wird von dem Berliner Archäologen Jörg Orschiedt ausgegraben und ist eine der seltenen Belege der Anwesenheit von Wildbeutern über einen Zeitraum von 5.000 Jahren.

Lange konnten sich die Mainzer Forscher keinen Reim auf die genetischen Befunde machen. „Erst durch die Isotopenanalysen unserer kanadischen Kollegen fügte sich das Puzzle zusammen“, so Bollongino. Demgemäß lebten die Jäger-Sammler mit einer sehr spezialisierten, unter anderem auf Fisch basierenden Ernährung bis vor etwa 5.000 Jahren in Mittel- und Nordeuropa fort.

Auch der Frage, welchen Einfluss beide Gruppen auf den Genpool der heutigen Europäer hatten, ging das Team nach. Adam Powell, Mathematiker und Spezialist für demographische Modellierungen am Institut für Anthropologie der JGU, erklärt hierzu: „Während weder Jäger-Sammler noch Ackerbauern als alleinige Vorfahren heutiger Europäer anzusehen sind, sind es die Mischpopulationen aus beiden, die potenziell die direkten Vorfahren heutiger Mitteleuropäer darstellen.“

Der Lebensstil des Jagens und Sammelns stirbt in Mitteleuropa also erst nach 5.000 Jahren vor heute aus. Ackerbau und Viehzucht dominieren als Wirtschaftsweise die nächsten Jahrtausende. Einige der vor- und frühgeschichtlichen Bauern haben jedoch Wildbeuter als Vorfahren und so finden sich Jäger-Sammler-Gene auch in heutigen Mitteleuropäern.

Veröffentlichung:
Ruth Bollongino et al., 2000 Years of Parallel Societies in Stone Age Central Europe, Science, 11 October 2013

 

Weitere Infos gibt es hier.

Quelle:
Petra Giegerich
Kommunikation und Presse
Johannes Gutenberg-Universität Mainz

Im Tschad gefundener Schädel eines Vormenschen erstmals rekonstruiert

Das Hessische Landesmuseum Darmstadt (HLMD) ist im Besitz einer neuen Hominidenbüste. Die wissenschaftliche Rekonstruktion des Sahelanthropus tchadensis entstand im Atelier »Wildlife Art« von Wolfgang Schnaubelt und Nina Kieser. Es ist die mittlerweile zehnte Vormenschenbüste des Landesmuseums. Sie wird bei der Wiedereröffnung des HLMD im Herbst 2013 in der Dauerausstellung zur Evolution des Menschen präsentiert. 

Sahelanthropus tchadensis © Atelier Wildlife Art für Hessisches Landesmuseum Darmstadt
Foto: Wolfgang Fuhrmannek, HLMD

Grundlage für die Rekonstruktion der Büste war ein deformierter Schädelfund aus dem Tschad. Im Jahr 2001 wurden dieser Schädel, Kiefer- und Zahnfragmente an der Fundstelle Toros-Menalla gefunden. Sahelanthropus hat ein Alter von 6.8 bis 7.2 Millionen Jahren. Der Schädel wurde von D. Ahounta vom »Centre National d’Appui à la Recherche« (CNAR) entdeckt und wird auch »Toumaï« genannt, was in der lokalen Gorane-Sprache ‚Hoffnung auf Leben’ bedeutet.

Voraussetzung für jede Hominidenrekonstruktion ist ein Schädelfund, der Rückschlüsse auf die Gesichtsmorphologie zulässt. Im Fall des Sahelanthropus lagen zusätzlich Abbildungen von computertomographischen Schädeldaten vor, mit denen im Jahr 2005 von einem Schweizer Team eine virtuelle Rekonstruktion durchgeführt wurde.

Die systematische Position von Sahelanthropus ist umstritten und einige Wissenschaftler bezweifeln, ob er aufrecht ging und ob es sich nicht eher um einen Verwandten des Gorillas, des Schimpansen oder des letzten gemeinsamen Vorfahren von Mensch und Schimpansen handelt.

Vormenschenfunde wie der 6 Millionen Jahre alte Orrorin tugenensis oder der 5.2 bis 5.8 Millionen Jahre alte Ardipithecus kadabba können daher so lange nicht als Büste gezeigt werden, bis ein halbwegs gut erhaltener Schädelfund gemacht wird.

Die neun übrigen Büsten im Hessischen Landesmuseum Darmstadt zeigen die Gattungen Australopithecus (anamensis, afarensis, africanus, boisei), Kenyanthropus (platyops) und Homo (rudolfensis, habilis, erectus, neandertalensis). Die neue Gattung Sahelanthropus stellt den ältesten Vertreter der prominenten Büstensammlung des Museums dar.

Link zur Homepage des Hessischen Landesmuseums Darmstadt

Quelle:

Yvonne Mielatz
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Hessisches Landesmuseum Darmstadt

Was die Mumien aus Salò über das 19. Jahrhundert in Italien verraten

Die anatomischen Mumien des in Vergessenheit geratenen Einbalsamierers Giovan Battista Rini aus Salò an der westlichen Uferseite des Gardasees sind Zeitzeugen des Risorgimento, der italienischen Einheitsbewegung. Im Rahmen einer italienisch-deutschen Studie haben Forscher unter der Koordination des Anthropologen Dario Piombino-Mascali der Europäischen Akademie Bozen (EURAC) die anatomischen Präparate untersucht und die bis dahin geheime Einbalsamierungsrezeptur entschlüsselt. Die Ergebnisse sind in der Online-Ausgabe der renommierten Fachzeitschrift Clinical Anatomy erschienen.

Die anatomischen Präparate von Giovan Battista Rini aus dem 19. Jahrhundert (Foto: EURAC)

„Zu Zeiten Rinis gab es noch keine Kühlzellen und Leichen verwesten schnell. Anatomische Präparate dienten somit den Anatomielehrern bei der Ausbildung von Ärzten und für die medizinische Forschung. Zusammen mit meiner Kollegin Stephanie Panzer, Radiologin an der Unfallklinik in Murnau haben wir die Präparate mit Hilfe eines Computertomographen durchleuchtet und herausgefunden, wie Rini vorgegangen war. Leider gibt es keine Aufzeichnungen und Notizen der genauen Zusammensetzung der Einbalsamierungsformel, aber die CT-Scans lassen darauf schließen, dass es dem Präparator wahrscheinlich durch Immersion und gleichmäßiges Injizieren eines Gemisches aus Schwermetall-Legierungen gelungen ist, die Körper zu versteinern. Aus Bestandsaufnahmen des Krankenhauses in Salò konnten wir außerdem entnehmen, dass er Arsen besaß, ein Mittel das oft zur Einbalsamierung verwendet wurde.“, erklärt Dario Piombino-Mascali vom EURAC-Institut für Mumien und den Iceman.
An der Studie beteiligten sich außerdem Alberto Carli, Kurator der anatomischen Sammlung von Paolo Gorini aus Lodi in der Lombardei und der Paläopathologe Albert Zink, Leiter des EURAC-Instituts für Mumien und den Iceman. Gemeinsam haben sie die gut erhaltenen Oberkörper und Köpfe aus dem 19. Jahrhundert untersucht. Rini hatte vor allem Leichen präpariert, die zu Lebzeiten Mitglieder der Briganten-Banden und des Karbonari-Geheimbundes waren. Menschen, die am Rande der Gesellschaft lebten und sich gegen die Obrigkeit auflehnten und an der Fortentwicklung der italienischen Einigungsbewegung beteiligten.
Der Gardesaner Rini hat in Pavia Medizin studiert. Nach einer kurzen Karriere an einem Mailänder Krankenhaus ist er in seine Heimatstadt zurückgekehrt, wo er die Technik der Petrifikation perfektionierte. Rini eiferte seinem Vorgänger Girolamo Segato nach. Neben den versteinerten Objekten zählen zu seiner Sammlung auch Korrosionspräparate ohne Haut-, Binde- und Fettgewebe, die besondere anatomische Details sichtbar machen.
Wie alle seine Zeitgenossen hielt auch der Petrifikator aus Salò seine Methode geheim. Aber dank Giovan Battista Rini können wir heute nach mehr als einem Jahrhundert die Präparate bestaunen, die bis vor kurzem im Krankenhaus in Salò aufbewahrt waren, aber demnächst im neuen Stadtmuseum ausgestellt werden.

Quelle:

Stefanie Gius
Wissenschaftskommunikation
Europäische Akademie Bozen – European Academy Bozen/Bolzano